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 Interessant , bemerkte Paulo sarkastisch.
 Aber zumindest habe ich ein Leben. Ich
habe Freunde.
Ohne auf den Seitenhieb einzugehen, ent-
gegnete sie:  Freunde stellen ja auch kaum
Ansprche. Man kann so viel geben, wie man
will, und mehr nicht. Das Glas krampfhaft
umklammernd fuhr sie fort:  Du willst eine
Geliebte frs Bett, eine unkomplizierte Fre-
undschaft, aber nichts, was einer ernsten
Beziehung auch nur hnelt, weil & 
 Ich habe das einmal versucht, und es hat
mir nicht gefallen , unterbrach er sie dster.
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 Nein, du hast es nicht wirklich versucht.
Und du willst dich nicht an jemanden bind-
en, weil es dir immer nur um dich geht. Du
willst allein bestimmen, wann, was und wie
viel von dir du mit anderen teilen willst,
wenn berhaupt & 
 Weit du was? , schnitt Paulo ihr erneut
das Wort ab.  Ich habe gar keine Lust, dein-
en Vorstellungen vom perfekten Partner zu
entsprechen. Ich hatte keine Lust, die Vor-
stellungen meiner Frau vom perfekten
Ehemann zu erfllen. Und ich kann dir
sagen, ich hatte absolut keine Lust mehr, um
die Rolle des perfekten Sohns zu kmpfen.
 Begreifst du es denn nicht? Abrupt stand
Alyssa auf.  Genau darum geht es doch beim
Samba Hotel: Du konkurrierst immer noch
mit Marcos! berwltigt von dem Wunsch,
er mge sich ihr endlich ffnen, berhrte sie
seinen Arm.  Irgendwann musst du
loslassen, Paulo. Die Anerkennung eines
Toten kannst du dir nicht verdienen!
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Er zog seinen Arm weg und drehte ihr den
Rcken zu  wieder einmal. Verzweifelt
stand sie da und fhlte sich am Ende ihrer
Krfte.  Mchtest du wirklich so sein? ,
fragte sie heiser.  So kalt?
 Bist du fertig? Seine Stimme klang
ausdruckslos.
Er fertigte sie ab. Alyssa schloss die Au-
gen, als ihr die Trnen kamen.
Alyssa schwieg bestrzt, doch nach einer
Weile sagte sie mit bebender Stimme:  Du
solltest deinen eigenen Rat befolgen. Lass
die Vergangenheit endlich los! Sprich mit
deinem Bruder und nimm das Geld von
deinem Vater an. Denn der Einzige, der
leidet, bist du.
Paulo hatte das Gefhl, alles wrde wieder
auf ihn einstrzen. Dann hrte er, wie die
Tr aufging und wenige Sekunden spter ins
Schloss fiel. Alyssa war weg.
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Seine Wut kehrte mit einer solchen Wucht
zurck, dass er aufgebracht im Raum hin
und her lief. Kaum war er ein paar Tage weg,
freundete sich Alyssa hinter seinem Rcken
mit seiner Exfrau an. Wieder war er hinter-
gangen worden!
Zum Glck hatte er im Hinblick auf feste
Beziehungen nicht nachgegeben. Als Alyssa
seine Hoffnungen, sie knnten ihre unver-
fngliche Affre weiterfhren, zunichtem-
achte, hatte er seinen Entschluss fast noch
einmal berdenken wollen. Doch dann hatte
sie ihm erffnet, dass sie bei Bianca gewesen
war. Nach seiner gesamten Familie war nun
auch sie ihm in den Rcken gefallen.
Paulo verausgabte sich vllig, als er durchs
Wasser glitt. Seine Muskeln schrien frmlich
nach einer Ruhepause, aber er schwamm
weiter und dachte dabei fieberhaft nach.
Seit dem Eklat in Nicks Club war ber eine
Woche vergangen. Seitdem arbeitete Alyssa
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von ihrem Apartment aus, und er verbrachte
smtliche Abende bei sich zu Hause, forderte
sich beim Schwimmen immer mehr ab und
lie ihre Auseinandersetzung ein ums andere
Mal Revue passieren. Bei der Arbeit, auf der
Rennpiste, zu Hause  berall wurde er an
Alyssa erinnert, berall schien ihr Duft in der
Luft zu liegen. Es gab kein Entkommen.
Jedes Mal, wenn er den sen Fliederduft
einatmete, vermisste er sie furchtbar  und
wurde wtend. Doch er wusste nicht mehr,
auf wen. Dann war da nur noch eine groe
Leere in seinem Inneren, und stndig ging
ihm das Wort durch den Kopf, mit dem
Alyssa ihn beschrieben hatte: kalt.
Fast hatte er geglaubt, sie wrde ber sein-
en Vater sprechen, denn die Beschreibung
traf auf Ricardo Domingues zu: kalt, distan-
ziert. Er und Marcos hatten stndig ber
Geschftliches gesprochen. Paulo hatte sich
ausgeschlossen gefhlt und alles getan, um
die Aufmerksamkeit seines Vaters zu
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bekommen  vergeblich. Nach Abschluss
seines Studiums war er dann in der
Hoffnung ins Unternehmen eingetreten, sich
endlich seine Anerkennung zu verdienen.
Wie dumm von mir, dachte Paulo jetzt. Er
wendete und stie sich heftig wieder vom
Beckenrand ab.
Er hatte das Unternehmen in dem
Glauben verlassen, mit alldem abgeschlossen
zu haben  stolz darauf, sich nicht mehr, wie
in seiner Familie blich, allein ber den
beruflichen Erfolg zu definieren. Doch in
Wirklichkeit tat er das noch immer. Und er
lie sich auch nach wie vor von seinem Vater
beeinflussen. Wenn Alyssa damit recht hatte,
womit dann sonst noch?
Seine Beine und Schultern schmerzten
heftig, aber Paulo kmpfte sich immer weit-
er. Pltzlich sprte er, wie etwas auf seinem
Kopf landete. Dann sah er sein T-Shirt auf
dem Wasser treiben  und Nick, der zwei
Flaschen Bier in der Hand hielt.
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 Als dein bester Freund weise ich dich
hiermit darauf hin, dass es auch beim Sport
ein ungesundes Zuviel gibt.
Paulo schwamm an den Rand und sttzte
sich schwer atmend neben seinem besten
Freund auf, der die Beine ins Wasser
baumeln lie und ihm ein Bier reichte.
 Ich habe eine Einladung zur Hochzeit-
stagsfeier deines Bruders bekommen ,
verkndete Nick.  Ist an diesem
Wochenende.
Paulo stellte seine Flasche ab und strich
sich durchs Haar.  Ich wei, wann mein
Bruder Hochzeitstag hat. Und ich bin eben-
falls eingeladen. Was willst du mir wirklich
sagen?
Nick wies auf den Pool.  Willst du dich
verkriechen, weil Alyssa etwas gesagt hat,
was du nicht hren wolltest? , fragte er un-
gewohnt ernst.  Willst du ihr aus dem Weg
gehen wie deinem Bruder? Also, wenn das
dein Plan ist, dann ist er ziemlich daneben!
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Es geht doch nichts ber schonungslos
ehrliche Freunde, dachte Paulo. Er trank ein-
en Schluck Bier und beobachtete, wie die
Lichter des Pools ihren Schein auf die Pal-
men warfen.
 Was hat Alyssa berhaupt gesagt?
 Die Kurzfassung? Dass ich ein Idiot bin.
Nick lachte.  Ja, sie ist ziemlich
scharfsinnig.
 Allerdings , besttigte Paulo langsam.
 Und wie sieht jetzt dein nchster Schritt
aus?
Darber hatte er schon viele Stunden
nachgedacht, und einen Gedanken wurde
Paulo dabei einfach nicht los: Er wollte
Alyssa, er wollte, dass sie Teil seines Lebens
war. Doch bei der Vorstellung, erneut ein
solches Risiko einzugehen, hatte er das Ge-
fhl, nicht mehr atmen zu knnen. Es
machte ihm furchtbare Angst.
Was er zu bewltigen hatte, schien ihm
fast unberwindbar. Dann fielen ihm Alyssas
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letzte Worte wieder ein.  Zuerst werde ich
mit meinem Bruder ber den Treuhandfonds
sprechen , erklrte er schlielich.
Der Hauptsitz von Domingues International
im Zentrum Miamis berragte smtliche
umliegenden Gebude und war auch luxur-
iser gestaltet. Paulo parkte seinen Wagen
und ging durch die glserne Drehtr hinein.
Unwillkrlich verspannte er sich, als im
Aufzug Erinnerungen auf ihn einstrzten,
denn er fuhr ins alte Bro seines Vaters 
das jetzt seinem Bruder gehrte.
Als er hinausging, sagte jemand:  Was
willst du denn hier?
Marcos stand vor ihm, im perfekt
sitzenden Anzug und mit finsterer Miene.
 Willst du mir schon wieder rger machen?
Paulo musste sich eingestehen, dass er
diese nicht sehr herzliche Begrung ver-
mutlich verdient hatte.  Nein , sagte er
nachdrcklich.  Ich will dir keinen rger
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mehr machen, sondern die Papiere fr den
Treuhandfonds unterschreiben.
Eine kleine Ewigkeit sahen sie einander
starr an. Dann nickte Marcos und ging voran
in sein Bro. [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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