[ Pobierz całość w formacie PDF ]

der in einen lila Federbusch mündete, oder nein, eine verblaßte Primel, die einen obszönen Auswuchs
hervortrieb, oder eine Maske, die ein Greisengesicht mit Bocksbart überzog. Wer mochte jenen Strauch
ersonnen haben, dessen Blätter auf der einen Seite dunkelgrün mit wilden rotgelben Dekorationen waren
und auf der anderen flammendrot, umgeben von fleischigen Blättern in zarterem Erbsengrün, die sich
muschelförmig wölbten, so daß sie noch Wasser vom letzten Regen enthielten?
Von der Suggestion des Ortes ergriffen, fragte Roberto sich nicht, von welchem Regen jenes Wasser
stammen mochte, hatte es doch mit Sicherheit schon seit mindestens drei Tagen nicht geregnet. Die
betäubenden Gerüche ließen ihn jede Zauberei für natürlich halten.
Es schien ihm natürlich, daß eine schlaff herabhängende Frucht nach Blauschimmelkäse roch und daß
eine Art violetter Granatapfel mit einem Loch am Boden, wenn man ihn schüttelte, einen klappernden
Samen in seinem Innern hören ließ, als handle es sich nicht um eine Blume, sondern um ein Spielzeug,
und er wunderte sich auch nicht über eine Blume in Form einer Lanzenspitze mit hartem gerundetem
Boden. Roberto hatte noch nie eine Trauernde Palme gesehen, die wie eine Trauerweide aussah, und er
hatte sie vor sich, ein Gewächs mit vielen Wurzelfüßen, aus denen ein Stamm aufragte, der in einem
einzigen Blattbüschel endete, während die Blätter dieser zum pianto geborenen pianta erschöpft von
ihrer eigenen Blüte zu Boden hingen. Auch einen anderen Strauch hatte Roberto noch niemals gesehen:
eine Pflanze mit breiten und fleischigen Blättern, die durch eine eisenharte Mittelrippe so sehr verstellt
wurden, daß man sie als Teller und Schüsseln hätte benutzen können, während daneben andere Blätter
wuchsen, welche die Form nachgiebiger Löffel hatten.
Ungewiß, ob er sich in einem künstlichen Wald befand oder in einem irdischen Paradies, das im Innern
der Erde verborgen war, spazierte Roberto in jenem Eden umher, das ihn zu Geruchsdelirien verführte.
Als er später seiner Signora davon berichtet, spricht er von ländlichen Rasereien, von Launen der
Gärten, belaubten Proteen und närrisch gewordenen Zedern (Zedern?), erkrankt an lieblichem Furor...
Oder er vergegenwärtigt sich das Gesehene als schwimmende Höhle, reich an täuschenden Automaten,
aus denen, umwunden mit schrecklich verschlungenen Seilen, fanatische Kressen wuchern, gottlose
Triebe barbarischer Wälder... Er spricht von Opium der Sinne, von einer Runde fauliger Elemente, die
ihn, zu unreinen Säften vergoren, zu den Antipoden der Vernunft geführt habe.
.Zuerst hatte er seinen Eindruck, daß zwischen den Blumen und Pflanzen auch gefiederte Stimmen
erklangen, dem Vogelgesang zugeschrieben, der von der Insel zu ihm herüberdrang; doch plötzlich
überlief ihn eine Gänsehaut, als eine Fledermaus so dicht an ihm vorbeiflog, daß sie fast sein Gesicht
berührte, und gleich darauf mußte er einem Falken ausweichen, der sich auf seine Beute stürzte und sie
mit einem Schnabelhieb zu Boden streckte.
Beim Abstieg ins Unterdeck hatte Roberto die Vögel der Insel noch aus der Ferne gehört, und auch
beim Weitergehen war er noch überzeugt gewesen, sie durch die Bordwand zu hören. Nun aber hörte er
sie auf einmal aus sehr viel größerer Nähe. Diese Töne konnten nicht von der Insel kommen: Andere
Vögel also, nicht die in der Ferne, sangen )jenseits der Pflanzen, weiter vorne im Bug, irgendwo in der
Nähe )jener Vorratskammer, aus der er in der vorigen Nacht die Geräusche gehört hatte.
Als er weiterging, schien ihm, daß der künstliche Garten vor einem hohen Stamm endete, der aufragend
durch das Oberdeck brach. Dann begriff er, daß er mehr oder weniger in der Mitte des Schiffes
angelangt war, wo sich der Hauptmast bis in den untersten Kielraum senkte. An diesem Punkt aber
vermischten sich Kunst und Natur in so hohem Grade, daß wir die Verwirrung unseres Helden
entschuldigen können. Auch weil genau an diesem Punkt seine Nase eine neue Geruchsmischung
wahrzunehmen begann, Gerüche von schimmelnder Erde und tierischem Kot, als sei er dabei, aus einem
Gewächshaus in einen Stall zu treten.
Dann, als er am Hauptmast vorbeiging, sah er das Vogelhaus.
Er wußte kein anderes Wort für jene Versammlung von Käfigen aus Rohrgeflecht und solidem
Kupferdraht, der sie zusammenhielt, bewohnt von Vögeln, die sich mühten, )jenes Tageslicht zu erraten,
von dem sie nur ein Almosen empfingen, und mit verzerrten Stimmen auf die Rufe ihrer frei auf der Insel
singenden Artgenossen zu antworten. Auf den Boden gestellt oder an den Latten des Oberdecks
hängend, verteilten sich die Käfige in dieser zweiten Laube wie Stalaktiten und Stalagmiten, derart eine
zweite Höhle der Wunder bildend, in welcher die Tiere mit ihrem Geflatter die Käfige pendeln ließen und
diese die Sonnenstrahlen kreuzten, so daß ein Geflimmer von Farben, ein Gestöber von
Regenbogenfragmenten entstand.
Wenn er bis zu jenem Tage nie wirklich die Vögel hatte singen hören, so konnte Roberto auch nicht
behaupten, sie jemals wirklich gesehen zu haben, Jedenfalls nicht in so vielerlei Gestalt, weshalb er sich
fragte, ob sie noch im Naturzustand waren oder ob die Hand eines Künstlers sie bemalt und
ausgeschmückt hatte, vielleicht für eine Pantomime oder um ein paradierendes Heer darzustellen, in dem
jeder Fußsoldat und jeder Reiter in seine eigene Standarte gehüllt war.
Gleich einem höchst verlegenen Adam wußte Roberto keine Namen für diese Wesen, wenn nicht die
der Vögel seiner Hemisphäre; sieh da, ein Reiher, sagte er sich, ein Kranich, eine Wachtel ... Aber es
war, als würde man einen Schwan eine Gans nennen.
Hier Prälaten mit breit gefächertem Kardinalsschwanz und einem Schnabel in Form eines
Destillierkolbens, grasgrüne Flügel öffnend, wobei sie eine purpurne Kehle blähten und eine azurblaue [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

  • zanotowane.pl
  • doc.pisz.pl
  • pdf.pisz.pl
  • freetocraft.keep.pl