[ Pobierz całość w formacie PDF ]
Bogenschützen bestand, die ihre Sehnen spannten und die erste Salve ihrer tödlichen Geschosse
fliegen ließ.
Lancelot duckte sich hinter die Brüstung aus fast meterdickem Stein, aber auch diese Reaktion
war verfrüht nicht ein einziger Pfeil kam der Mauer auch nur nahe.
Für einen kurzen Moment schienen Hunderte von schlanken tödlichen Geschossen den Himmel
zu verdunkeln, aber sie senkten sich in einem weit gestreckten Bogen lange vor dem Ziel wieder
und bohrten sich ins Gras oder den Morast, in den zahllose Wagenräder und Füße die nach Norden
führende Straße verwandelt hatten. Die Bogenschützen verschwendeten keine weitere Pfeilsalve
mehr, sondern rückten näher und Lancelot richtete sich wieder etwas auf, um nach den
heranstürmenden Fußtruppen Ausschau zu halten.
Er erschrak, als er sah, wie nahe sie in wenigen Augenblicken gekommen waren. Die Vordersten
hatten die Straße schon fast erreicht und würden binnen einer Minute am Fuße der Mauer sein und
nicht wenige von ihnen schleppten hastig zusammengezimmerte Leitern mit sich, die anderen
hatten Wurfanker dabei, auch Speere und Bolzenschleudern, um die Verteidiger in Schach zu
halten, während ihre Kameraden die Klettergerüste an die Mauern legten.
»Jetzt!«, erscholl Artus Stimme von der Höhe des Torturmes herab und nun schossen Camelots
Bogenschützen ihre Pfeile ab.
Fast jedermann hier auf den Zinnen hatte einen Bogen oder eine Armbrust dabei, zusätzlich zu
den diversen Nahkampfwaffen, mit denen sie ausgerüstet waren, und das Ergebnis ihrer Salve war
verheerend. Für einen Moment war das Peitschen der Bogensehnen und das Sirren der Geschosse so
laut, dass es jedes andere Geräusch zu verschlucken schien, dann wehte von unten ein Chor
gellender Schmerzensschreie zur Mauer herauf. Die meisten Geschosse gingen fehl, doch bei einer
so gewaltigen Anzahl von Pfeilen waren auch wenige immer noch viele. Und Lancelot erlebte
gleich bei diesem allerersten Schlagabtausch der ungleichen Heere den Unterschied zwischen einer
Gruppe undisziplinierter, wilder Barbaren und einem hochtrainierten Heer, wie es Artus sein Eigen
nannte. Anders als die Pikten schossen Camelots Bogenschützen nicht wild und bauten einfach
darauf, durch die schiere Masse ihrer Pfeile schon irgendein Ziel zu treffen, sondern beschränkten
den Beschuss auf den Barbarentrupp, der sich dem Tor näherte.
Die Wirkung war katastrophal. Von den sechzig oder siebzig Kriegern fielen zwanzig und der
Rest stob in wilder Panik auseinander und war plötzlich kein angreifendes Heer mehr, sondern nur
noch ein flüchtender Mob, dessen Mitglieder sich nur zu oft gegenseitig niedertrampelten und von
den Füßen rissen. Es verging nur ein Augenblick, bis eine zweite, noch genauer gezielte Pfeilsalve
auf die Überlebenden des unglückseligen Grüppchens herabschoss und sie fast zur Hälfte
auslöschte.
Lancelot war so fassungslos von dem, was er sah, dass er für einen Moment fast die Gefahr
vergaß, in der er selbst schwebte, ja sogar Hoffnung schöpfte, sie könnten den Angriff weiter auf so
leichte Art abwehren ein Trugschluss, der ihn fast das Leben gekostet hätte.
Auch wenn nur Augenblicke vergangen waren, diese kurze Zeit hatte den piktischen
Bogenschützen gereicht, ihrerseits in Schussweite zu gelangen, und nun erklang das Peitschen der
Bogensehnen und das Sirren der Geschosse auf beiden Seiten der Mauer. Links und rechts von
Lancelot erschollen gellende Schmerzensschreie, als drei oder vier Pfeile mit fast unheimlicher
Präzision ihr Ziel trafen und sich knirschend durch Brüstungen und lederne Brustharnische bohrten,
und nur eine Handbreit entfernt schrammte die eiserne Spitze eines Pfeiles Funken sprühend am
Stein entlang.
Ein zweites Geschoss zerbrach klappernd an der Brüstung direkt vor ihm und Lancelot ließ sich
hastig wieder zurücksinken. Auch die übrigen Männer gingen in Deckung und auf der anderen Seite
der Mauer ertönte ein aus hundert Kehlen geschmetterter Jubelruf, als die erwartete dritte Salve der
Verteidiger ausblieb und sich die Pikten der Stadt ungehindert weiterhin nähern konnten.
Aber die Überraschung der Männer auf den Zinnen hielt nur einen Moment. Die Bogenschützen
richteten sich vorsichtig wieder auf und schossen nun einzeln und gezielter, stets darauf bedacht, in
Deckung zu bleiben und den Gegnern ein möglichst kleines Ziel zu bieten, und für gute zehn
Minuten nahm der Kampf geradezu gespenstische Züge an, denn es war kein Feind zu sehen. Kein
Angreifer versuchte über die Zinnen zu klettern, nur das unablässige Surren und Zischen der Pfeile
erfüllte die Luft und dann und wann ein Schmerzensschrei, wenn eines der Geschosse sein Ziel traf
und einen weiteren Verteidiger ausschaltete. Dann prallte irgendetwas mit einem dumpfen Krachen
gegen das Tor tief unter ihnen und nur ein kleines Stück links von Lancelot erschien eine Leiter
über den Zinnen, die in gefährlich steilem Winkel an die Mauer angelehnt worden war. Sofort
sprangen zwei oder drei Männer hinzu und versuchten sie umzuwerfen, wurden aber von einem
ganzen Pfeilhagel zurückgetrieben, mit dem die piktischen Bogenschützen die Zinnenkrone
eindeckten.
Eine zweite und dritte Leiter erschien in den Lücken zwischen den Zinnen und der Pfeilhagel
nahm noch zu, als die Pikten unten vor der Mauer versuchten ihre Kameraden zu decken, die die
Sturmleitern emporkletterten. Mit einem hellen Klappern prallte ein roh geschmiedeter Enterhaken
gegen die Mauer vor Lancelot, wurde zurückgezogen und fraß sich knirschend in einer Fuge fest.
Das Seil, das daran befestigt war, summte wie die straff gespannte Saite einer Laute. Überall rings
um ihn herum peitschten noch immer die Bogensehnen, aber immer mehr Männer ließen jetzt ihre
Bogen sinken und griffen nach Schwertern, Speeren und Keulen, um für den erwarteten Ansturm
gewappnet zu sein.
Auch Lancelot zog sein Schwert, hieb wuchtig nach dem Enterhaken und registrierte voll
grimmiger Zufriedenheit, wie die Klinge das mehr als fingerdicke Eisen wie einen trockenen Halm
durchschnitt. Der Rest verschwand in der Tiefe und von der anderen Seite der Mauer erscholl ein
kurzer, plötzlich abbrechender Schrei. Dem ersten Wurfanker folgten unmittelbar darauf ein zweiter
und dritter, die Lancelot zwar auf die gleiche Weise kappte, was dem Ansturm aber kein bisschen
an Wucht nahm. Immer mehr Leitern wurden gegen die Mauer gelehnt und der Himmel begann sich
unter dem Hagel aus Pfeilen zu verdunkeln, der auf die Verteidiger herabprasselte. Nicht wenige
Geschosse waren zu kurz gezielt und fielen knapp außerhalb der Mauer herab und Lancelot nahm
an, dass etliche davon auch die Männer trafen, zu deren Unterstützung sie eigentlich gedacht waren.
Doch dann erschienen die ersten Pikten vor ihnen und das Schwert in Lancelots Hand schien lautlos
aufzuschreien und zu einem furchtbaren Eigenleben zu erwachen.
Der erste Angriff dauerte kaum zehn Minuten und endete so, wie er hatte enden müssen, nämlich
mit einer vernichtenden Niederlage der Pikten. Doch was Lancelot schon mehrmals erlebt hatte,
wiederholte sich auch jetzt und es hatte nichts von seinem Schrecken und dem Entsetzen verloren,
mit dem es ihn erfüllte: Die piktischen Krieger mussten ganz genau wissen, dass alles, was sie hier
oben erwartete, der sichere Tod war, aber das schien sie nicht zu schrecken. Sie stürmten brüllend
vor Kampfeswut und ihre Waffen schwingend heran, obwohl bereits drei oder vier vor jedem, der
seinen Weg auf den Wehrgang fand, von den Leitern gestoßen oder aus allernächster Nähe von
Pfeilen getroffen worden waren. Nicht wenige von Artus Männern hatten lange, an den Enden
gegabelte Stangen ergriffen, mit denen sie aus sicherer Deckung die Leitern samt den Männern, die
sich darauf befanden, umstießen, und auch wenn ihre Zahl geschrumpft war, verfügte Artus doch
noch über annähernd dreißig Ritter, die allein auf dem relativ kleinen Mauerabschnitt ausgereicht
hätten, den Angriff zurückzuschlagen.
[ Pobierz całość w formacie PDF ]